Top in Form? Hansestadt will Sportangebote verbessern
Große Umfrage soll zunächst Bedürfnisse der Greifswalder erfassen
Greifswald. Für die einen ist es das morgendliche Joggen am Ryck, für die anderen der Basketball mit Vereinsfreunden oder die regelmäßige Walkingrunde im Stadtpark …
Bewegung und Sport sind so vielfältig wie die Menschen in unserer Stadt. Doch wie sehen die Vorlieben ganz konkret aus? Was hindert Greifswalder, sich häufiger körperlich zu betätigen? Und wie beurteilen Aktive unsere Sportstätten?
Diese und andere Fragen sind Bestandteil einer großen Umfrage, die noch in dieser Woche in Greifswald startet. Zusammen mit einer Sportstättenanalyse bildet sie „die Grundlage für unsere Sportentwicklungsplanung, die zum Leitfaden für die nächsten zehn Jahre werden soll“, sagt Oberbürgermeister Stefan Fassbinder (Grüne).
Verwaltung verschickt 6000 Fragebögen
6000 per Zufall ausgewählte Greifswalder erhalten deshalb in diesen Tagen Post von der Hansestadt. Sie werden gebeten, sich anonym zu ihrem Bewegungs- und Sportverhalten zu äußern. „Zugleich werden alle Sportvereine, Kindertagesstätten und Schulen in Greifswald online nach ihrem Bedarf gefragt“, berichtet Nadine Hoffmann. Die Mitarbeiterin des Amtes für Bildung, Kultur und Sport koordiniert und organisiert das gesamte Verfahren. Dazu gehört auch eine Begutachtung und Bewertung sämtlicher Sportstätten und -anlagen. „Die Ergebnisse werden dann im Herbst in zwei öffentlichen Workshops präsentiert und diskutiert. Jeder kann kommen“, blickt Nadine Hoffmann voraus.
Analyse der Daten wird wissenschaftlich begleitet
Enger Partner der Hansestadt ist bei all dem das Institut für kommunale Sportentwicklungsplanung an der Fachhochschule für Sport und Management Potsdam. Die Mitarbeiter haben mit vergleichbare Studien bereits gute Erfahrungen gesammelt, berichtet Projektleiter Prof. Michael Barsuhn: „Wir arbeiten zurzeit in sieben Bundesländern.“ Mecklenburg-Vorpommern stelle neben Brandenburg einen Schwerpunkt dar. Die Sportentwicklungsplanung für Schwerin sei gerade fertiggestellt worden. In Wismar sei man auf der Zielgeraden. „Dort hatten wir bei den Fragebögen eine Rücklaufquote von 25 Prozent“, erwähnt Barsuhn und hofft in Greifswald auf einen gleich guten, wenn nicht gar besseren Wert. „Je mehr Bürger sich beteiligen, desto aussagekräftiger werden die Ergebnisse. Sie helfen, das Sportangebot in Greifswald zu optimieren“, ermuntert der Oberbürgermeister zum Mitmachen.
Mit über 13000 organisierten Sportlern und 78 Sportvereinen nehme die Hansestadt einen Spitzenplatz in MV ein. Doch die Bedingungen für Aktive seien nicht überall gut. „Anfang der 1990-er Jahre wurde viel Geld in die Sportstätten gesteckt. Doch danach, in den 20 Jahren der Haushaltssicherung, haben viele Anlagen gelitten“, räumt Winfried Kremer, Leiter des Immobilienverwaltungsamtes, ein.
Mittlerweile investiere die Stadt wieder mehr in ihr Eigentum. „Einen Schwerpunkt bildet das Volksstadion“, so Kremer. In diesem Jahr widme sich die Stadt dem Haupt- und dem Mittelplatz. Auch für eine Flutlichtanlage sei Geld eingeplant. Darüber hinaus entsteht derzeit eine neue Turnhalle für die Friedrichschule (die OZ berichtete). „Die Sporthalle III wollen wir komplett sanieren, zwei Varianten sind im Gespräch. Die Planungsleistungen werden jetzt ausgeschrieben. Wir hoffen auf einen Baubeginn Ende 2019“, so Kremer. Ein Jahr später sollen Handwerker dann auch in der Turnhalle der Fischerschule ihre Arbeit aufnehmen.
Bewegungsräume für alternde Bevölkerung
„Der Ist-Stand, aber auch Modernisierungsempfehlungen werden in das gemeinsam mit der Verwaltung zu erarbeitende Sportstättenkataster einfließen“, versichert Michael Barsuhn. Doch genau so wichtig seien Räume für Menschen, die sich einfach nur ein wenig mehr bewegen möchten. „Vereine haben ein Stück weit ihre Monopolstellung verloren. Das Sportverhalten hat sich verändert. Ein Grund ist die Alterung der Gesellschaft“, sagt der Professor. Dem zunehmenden Bewegungsmangel vieler Menschen und den daraus resultierenden Zivilisationskrankheiten müsse die Gesellschaft etwas entgegensetzen.
Greifswald habe es in der Hand.
Quelle: ostsee-zeitung.de vom 28. Februar 2018, Petra Hase