Kreative Ideen für die Stadt Freising: Sportentwicklungsplanung im Kulturausschuss vorgestellt

Freisinger Vereine klagen darüber, dass sie zu wenig Hallenzeiten bekommen. Das ist das Ergebnis einer Studie. Die Stadt will eine Zeitleiste erstellen, anhand derer Empfehlungen aus der Expertise umgesetzt werden sollen.

Qualitativ ist die Stadt mit ihren Sportstätten ganz gut aufgestellt, quantitativ muss nachgesteuert werden: So lässt sich in aller Kürze zusammenfassen, was die Studie zur integrierten Sportstättenplanung in Freising ergeben hat. Wünschenswert wäre demnach, bestehende Sportanlagen der Öffentlichkeit besser zugänglich zu machen und so eine Verknüpfung von Vereinen und nicht organisiertem Sport zu schaffen. Auch Kooperationen zwischen Vereinen und Seniorenheimen oder Kindertagesstätten wären erstrebenswert.

Generell fehlen in Freising Hallenkapazitäten, gut ausgestattete, ästhetische Gymnastik- und Krafträume, Radwege sowie eine weitere multifunktionale Außensportanlage, wie Professor Michael Barsuhn vom Institut für kommunale Sportentwicklungsplanung (INSPO) am Dienstag im Kulturausschuss bei der Präsentation der Studie aufzählte. Sein Institut war im Oktober 2017 beauftragt worden, den Freisinger Sport in allen Facetten unter die Lupe zu nehmen, um dem Stadtrat Handlungsempfehlungen für die Zukunft zu geben. Begleitet wurde der Prozess von einer Steuerungsgruppe unter Leitung von Bürgermeister Johann Hölzl, in der Vertreterinnen und Vertreter der Stadtratsfraktionen, der Verwaltung sowie des organisierten Sports mitgearbeitet haben, und die als Arbeitsgruppe Sportentwicklungsplanung fortgeführt werden soll.

„Die Untersuchung ist hochrepräsentativ“

Im Februar 2018 wurden zudem 5000 per Zufallsstichprobe ausgewählte Bürgerinnen und Bürger mit einer Bedarfsanalyse an dem Prozess beteiligt. Sie wurden zu ihrem Sport- und Bewegungsverhalten befragt – und der Rücklauf bei den Fragebögen war mit 28 Prozent höher als erwartet, wie Barsuhn am Dienstag sagte: „Das ist eine tolle Quote, das heißt, die Untersuchung ist hochrepräsentativ.“ Weitere Impulse für die Endfassung der Studie kamen von einer Befragung der Schulen und Vereine, so dass der Stadt nun ein umfassendes Bild vorliegt – von den Wünschen und Erwartungen der Sporttreibenden, aber auch von den Bedingungen, die sie vorfinden.

Tatsächlicher Handlungsbedarf besteht demnach bei den Sporthallen an den Grundschulen in Vötting und Neustift sowie am Hofmiller-Gymnasium. Hier sind die entsprechenden Neubauten von Zwei- oder Dreifachturnhallen bereits geplant, wie Barsuhn unterstrich: „Sie sehen, dass Sie auf dem richtigen Weg sind, aber diese Hallen müssen auch kommen.“ Denn immerhin 50 Prozent der beteiligten Vereine haben bei der Befragung über Probleme bei den Hallenzeiten geklagt: „Da sieht man deutlich, wo der Schuh drückt.“ Weil vor allem die Fußballer im Winter stark in die Hallen drücken, wäre eine überlegenswerte Alternative Barsuhn zufolge eine Überdachung vorhandener Spielflächen.

Die Savoyer Au sei ein „glänzende, schöne Anlage“, findet Barsuhn

Bei den Außenplätzen müsste auf dem Nusserplatz in der Luitpoldanlage sowie dem Jugendplatz in Attaching bald gehandelt werden, fasste Barsuhn weiter zusammen: „Über eine glänzende, schöne Anlage verfügt die Stadt dagegen mit der Savoyer Au.“ Dennoch würden die Vereine auch im Freiluftbereich zum Teil über fehlende Wettkampfflächen klagen. Von den 13 vorhandenen Großspielfeldern seien elf derzeit uneingeschränkt nutzbar, rechnerisch brauche man in Zukunft wohl 15, so der Professor. Hier wäre es gut, wenn die Anlagen der Vereine um Sportmöglichkeiten für den nicht organisierten Freizeitsport ergänzt werden könnten. Vor allem im Entwicklungsgebiet „Freisinger Norden“ reiche die Naturrasenfläche der SG Eichenfeld auf lange Sicht nicht aus, sagte Barsuhn und schloss eine „klare Empfehlung für ein neues Großspielfeld mit Regelmaß“ im Norden der Stadt an. Auch über aus Gründen der Nachhaltigkeit umstrittene Kunstrasenflächen müsse gleichwohl gesprochen werden – und: Man müsse Kooperationen fördern, die Sportanlagen öffnen und die Bürger dorthin einladen, so die weiteren Empfehlungen des Sportprofessors.

Im Kulturausschuss herrschte Einigkeit, dass Sportentwicklung Stadtentwicklung bedeute und die Handlungsempfehlungen aus der Sportstättenplanung nun alsbald umgesetzt werden müssen. Sportreferent Helmut Weinzierl (SPD) erklärte, dass das in einer ständig wachsenden Stadt „in zehn Jahren über die Bühne gehen muss“. Und weil man für all das auch Flächen braucht, sollen in naher Zukunft Gespräche mit der Fachhochschule und der TU in Weihenstephan geführt werden. Denn dort oben wäre zum einen wohl noch Platz, hieß es – und zum anderen würden die Studierenden die Sportstätten der Stadt in nicht unerheblichem Maß nutzen. Beschlossen wurde am Ende, die Handlungsempfehlungen aus der vorliegenden Studie nun mit Prioritäten sowie Kostenschätzungen zu versehen und dann auch eine „Zeitleiste für die Umsetzung“ vorzugeben.

 

Süddeutsche Zeitung vom 13.02.2019, Kerstin Vogel, Freising

Quelle/ URL: https://www.sueddeutsche.de/muenchen/freising/freisinger-sportstaetten-wo-der-turnschuh-drueckt-1.4329364