Für die Studie hatte das Institut mit Sitz in Potsdam in einer repräsentativen Umfrage 4000 Einwohner schriftlich befragt, zudem Sportvereine online. „Die Stendaler sind ganz normal“, attestierte ihnen Rode mit Blick auf gesamtdeutsche Erhebungen. Das betrifft sowohl die Beteiligung an der Befragung – 762 Personen bzw. 19 Prozent nahmen teil – als auch die Ergebnisse.

Zwei Drittel sind Individualisten

Das Gros der Stendaler – befragt wurden auch Einwohner der Ortsteile – treibt für sich selbst Sport, ist also dabei nicht in Vereinen organisiert. Rund zwei Drittel sind da als Individualisten unterwegs. Jeweils 13 Prozent sind in Vereinen aktiv und bringen sich im kommerziellen Bereich, beispielsweise in Fitnessclubs, in Schwung.

Auch bei den Motiven fürs Sporttreiben und für Bewegung liegen die Stendaler im bundesweiten Trend. Wohlbefinden, Spaß, Gesundheit und Fitness haben die Befragten am häufigsten als ihre Beweggründe genannt. Das seien positive Motive, nahm Rode eine wissenschaftliche Einordnung vor. Das heißt, es gibt auch negative. Die nannten Einwohner der Hansestadt ebenfalls als Gründe für sportliche Aktivitäten: Bewegungsmangel und Stressabbau gehören dazu.

Es gibt auch eine Reihe von Menschen, die nach der Devise „no sports“ leben, machte Rode deutlich. Das treffe für etwa ein Drittel der Deutschen zu. In Stendal scheint die Quote der „Sport-Muffel“ geringer, zumindest legt das die Befragung nahe. 74 Prozent der Bürger gaben dort nämlich an, dass Sport für sie mehr oder weniger zum Alltagsleben gehört.

Öffnung von Schulhöfen

Am beliebtesten bei Sport und – nicht zu vergessen – Bewegung sind Radfahren, Fitness/Kraftsport, Joggen/Laufen und Spazierengehen. Da verwundert es nicht, dass die meisten Einwohnern – nämlich 47 Prozent – angaben, auf Straßen- und Radwegen sowie Wald- und Parkwegen zu „sporteln“.

So war dann bei der Befragung ein häufig geäußerter Wunsch nach weiteren Radwegen und deren Lückenschließung. Weitere waren die Modernisierung von Sporthallen und -plätzen und die Schaffung wohnortnaher Sport- und Bewegungsanlagen.

Daraus und aus weiteren Erkenntnissen leitete das Institut für kommunale Sportentwicklung eine Reihe von Empfehlungen ab. Dazu zählen die Erweiterung von Sportplätzen für selbstorganisierten Sport wie Walken, Skaten, Volleyball, die Vernetzung von Schul- und Radwegen, der Bau von Outdoor-Fitnessanlagen in Parks und auf Grünflächen.

Bei anschließenden Workshops mit Stendalern sagte Oberbürgermeister Klaus Schmotz (CDU) er könne sich vorstellen, dass neben den Fitness-Parcours im August-Bebel-Park und an der Fachhochschule weitere angelegt werden. Auch die Beleuchtung der Strecke um den Stadtsee sei denkbar, damit Jogger, Walker, Spaziergänger sie auch nach Einbruch der Dämmerung besser nutzen können.

Kontrovers wurde im Workshop die vom Institut vorgeschlagene Öffnung von Schulhöfen, die mit Sportgeräten bestückt werden sollten, diskutiert. Den Bürgern ein solches Angebot zu unterbreiten, wurde zwar als logisch und sinnvoll betrachtet, doch immer wieder wurde das Schreckgespenst der Randale für die nach Schulschluss unbeaufsichtigten Flächen gemalt.

Von Bürgern wurde angeregt, auf durch Abriss entstandenen Freiflächen im Stadtseegebiet Sportmöglichkeiten zu schaffen und das Gelände des ehemaligen Otto-Krause-Bades zwischen Osterburger Straße und Galgenberg zu einem Freizeitsportzentrum zu machen.

Die Debatte um die kommunale Sportentwicklung der Stadt geht weiter.